Schritt 6: Hilfreiche Gesprächsregeln

Gesprächsregeln helfen ganz wesentlich dabei, die Kommunikation in Beziehungen zu verbessern. Werden sie berücksichtigt, führen Gespräche schneller und effektiver zu einem positiven Ergebnis. Warum? Alle Standpunkte können klar verständlich gesagt und gehört werden und zugleich kommt es deutlich seltener zum Zoff (Eskalation). Und das ist entscheidend. Wenn Sie sich angegriffen fühlen und im Eifer des Gefechts direkt „zurückschießen“ oder Ihr / Ihre Partner:in das tut, bringt Sie das nicht weiter und verhindert, dass Sie aufeinander zugehen.

Beklagen ja, beschuldigen nein

Ärgern Sie sich über das Verhalten Ihrer Partnerin / Ihres Partners, ist es wichtig ist, sie / ihn nicht als Person zu kritisieren. Ein Beispiel:

Ihr Partner hat sich trotz Ihrer Vorbehalte ein digitales Spiel heruntergeladen und Ihnen versprochen, nicht zu viel Zeit an seinem Laptop zu verbringen, um mit anderen zu spielen. Es kommt allerdings, wie Sie befürchtet haben, dass er Abstriche an Ihrer gemeinsamen Zeit macht, weil er eben noch einen Spielzug zu Ende führen will. Verständlich ist, dass Sie sich über sein Verhalten beklagen wollen. Statt ihn anzugreifen, indem Sie ihm sagen: „Das ist mal wieder typisch. Du hältst dich nicht an Absprachen“ wäre es geschickter, Sie könnten Ihrem Partner sagen: „Wenn du noch an deinem Laptop sitzt, obwohl wir uns verabredet haben, ärgert mich das“. In dem Fall beschreiben Sie die Situation und das Verhalten Ihres Partners, das Ihren Ärger auslöst und nicht ihn als Person. Wenn Sie wollen, könnten Sie noch ergänzen: „Ich komme mir dann nicht beachtet und unwichtig vor“. Dann wüsste Ihr Partner auch, was „hinter“ Ihrem Ärger steckt.

Ich-Botschaften statt Du-Botschaften

Leichter gesagt als getan. Sind Sie richtig verärgert oder wütend auf Ihren / Ihre Partnerin, dann rutschen Ihnen vermutlich Beschuldigungen und Vorwürfe viel schneller heraus. Trotzdem kann es hilfreich sein, einen Satz gerade dann mit „Ich“ zu beginnen und sich auf eine Situation zu beziehen, z.B.: „Im Schlafzimmer liegen schon wieder deine verschwitzten Sportklamotten herum. Wir hatten verabredet, dass Du sie direkt in den Wäschekorb bringst“.

Du-Botschaft: „Du bist einfach unzuverlässig!“

Ich-Botschaft: „Ich ärgere mich, dass du dich nicht an unsere Abmachung hältst.“

Du-Botschaften

„Du redest nie mit mir!“

„Du bist ständig im Fitness-Studio!“                                                   

„Wenn wir auf eine Party gehen, bist Du den ganzen Abend viel lieber mit den anderen zusammen!“

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Ich-Botschaften

„Ich würde gerne öfter mal mit Dir reden.“

„Ich würde gerne mehr mit Dir gemeinsam unternehmen.“

„Ich fühle mich vernachlässigt, wenn wir zusammen ausgehen.“

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Übung macht den Meister

Sie kennen Ihre „klassischen“ Du-Botschaften am besten, die Ihnen bei Ärger auf Ihre / Ihren Partner:in schnell herausrutschen. Sie können eine Trockenübung machen und Ihre Sätze zunächst als Du-Botschaft aufschreiben und dann „übersetzen“ in eine Ich-Botschaft. Dann können Sie sich ein Experiment vornehmen: Bei nächster Gelegenheit, wenn Sie sich wieder ärgern, probieren Sie Ihre Ich-Botschaft statt der gewohnten Du-Botschaft aus und beobachten, wie sie bei Ihnen und Ihrem / Ihrer Partner:in wirkt.

Benutzen Sie Ich-Botschaften, stoßen Sie Ihre / Ihren Partner:in nicht direkt vor den Kopf, sondern ermöglichen ihr / ihm eher, Ihnen zuzuhören.

Falls Sie zu tricksen versuchen, indem Sie Du-Botschaften geschickt als Ich-Botschaften verkleiden, werden Sie das an der Reaktion Ihres Partners / Ihrer Partnerin schnell bemerken. Sagen Sie z.B. zu ihr / ihm: „Ich finde, du bist rücksichtslos“ hilft es wenig, dass Sie den Satz mit Ich beginnen. Die Du-Botschaft kommt trotzdem an.

Vielmehr geht es darum, dass Sie versuchen auszudrücken, was das Verhalten Ihrer Partnerin / Ihres Partners bei Ihnen ausgelöst hat. Zugegeben: Nicht immer einfach, aber Üben hilft! 🙂

Weitere Gesprächsregeln

Beschreiben statt Bewerten

Anstatt zu schimpfen oder Ihrer / Ihrem Partner:in Vorwürfe zu machen, beschreiben Sie, was Sie sehen. Auch wieder leichter gesagt als getan. Aber Sie wissen ja schon: Üben macht die Meisterin / den Meister:

Bewertung (Vorwurf): „Du kümmerst dich nie um die Kinder!“

Beschreibung: „Ich kümmere mich schon den ganzen Tag um die Kinder, während du vor dich vor allem mit deinem Laptop beschäftigst. Könntest du mich bitte etwas unterstützen?“

Wenn Sie die Beschreibung benutzen, vermeiden Sie, dass sich Ihr / Ihre Partner:in angegriffen fühlt und sofort nach einer Rechtfertigung sucht oder zum Gegenangriff übergeht. Er / sie ist dann eher geneigt, Ihre Ansicht zu hören und darüber nachzudenken.


Deutlich statt vage

Vielleicht denken Sie manchmal, wie schön es doch wäre, wenn Ihr / Ihre Partner:in Gedanken lesen könnte. Dann müssten Sie ihm / ihr nicht so viel erklären. Aber dieser Wunsch wird sehr selten in Erfüllung gehen. Statt dass Sie weiter darauf hoffen, helfen Sie ihm / ihr, Sie besser zu verstehen:

Statt ihm / ihr zu sagen: „Du hast beim Kochen ein totales Chaos in der Küche hinterlassen!“

Sagen Sie ihm / ihr: „Ich fände es schön, wenn du die Küche wieder aufräumen und sauber machen würdest.“


Höflich statt befehlend

Statt: „Mach mal,…!“

„Könntest du bitte…?“, „Ich fände es schön, wenn…“


Positiv statt negativ kritisieren

Auch Kritik lässt sich positiv ausdrücken, indem Sie eine Situation aufgreifen, in der Ihr / Ihre Partner:in sich schon einmal so verhalten hat, wie Sie es sich wünschen. Konfrontieren Sie ihn / sie stattdessen mit Kritik, wird er / sie wenig motiviert sein, etwas zu verbessern. Statt sich bei ihm / ihr zu beklagen: „Du hast nie Zeit für mich“, könnten Sie sagen: „Früher haben wir jeden Freitagabend gemeinsam Pizza bestellt und einen Film gesehen. Ich erinnere mich an diese Abende so gerne zurück, da ich die Zeit mit dir zu zweit so genossen habe und du mir das Gefühl gegeben hast, dass es dir genauso mit mir geht. Ich würde mich freuen, wenn wir das mal wieder tun könnten!“


Ansprechen statt aufschieben

Wenn schon richtig Dampf im Kessel ist und Sie vor lauter aufgestautem Ärger schon innerlich „kochen“, ist es sehr schwer, Ihren / Ihre Partner:in nicht anzugreifen oder zu beschuldigen. Deshalb: Lassen Sie es gar nicht soweit kommen, bis der Dampf im Kessel steigt. Je früher Sie ansprechen, was Sie stört oder worüber Sie sich geärgert haben, desto eher können Sie eine Eskalation verhindern.