Übungen zu Nähe und Distanz
3 Schritte zu mehr Nähe
Bei Nähe und Distanz geht es um drei verschiedene Blickwinkel auf die Beziehung.
Was Nähe und Distanz mit Bindung zu tun hat.
Sie haben das Thema Nähe / Distanz ausgewählt, weil Sie in diesem Bereich die meisten Schwierigkeiten haben bzw. den größten Stress erleben. Bevor Sie konkret mit Übungen starten, wollen wir Ihnen ein paar nützliche Informationen zum Thema „Bindung“ geben. Bindungserfahrungen, die Sie als Kinder mit Ihren Eltern gemacht haben und wie Sie gelernt haben, mit Nähe und Distanz umzugehen, spielen oft eine Rolle, wenn es zu Konflikten in Paarbeziehungen kommt.
Informationen und Übungen zur Bindung
Bitte gehen Sie hier zunächst alle Reiter einzeln durch, bevor Sie zur nächsten Übung gehen. Nur so kann das Training funktionieren.
Weshalb Bindungserfahrungen für Paare so wichtig sind
Jede Paarbeziehung ist eine Bindungsbeziehung
Alle kennen das Bedürfnis von Kindern, eine feste Bezugsperson zu haben, die für sie da ist. Im Idealfall fühlen sie sich bei ihr sicher, geschützt und geborgen. Ihr vertrauen sie, dass sie ihre Bedürfnisse feinfühlig wahrnimmt und auf sie eingeht. Sie ist da, wenn sie Nähe suchen und wenn sie sich unwohl fühlen, wenn sie z.B. krank sind oder in eine Situation kommen, die sie noch nicht kennen.
Diese Bezugspersonen, in der Regel die Eltern, sind idealerweise die sichere Basis, von der aus Kinder in die Welt gehen und Erfahrungen machen können. Nicht alle Kinder sind aber so sicher gebunden. Manche wurden körperlich oder emotional vernachlässigt oder haben in den Beziehungen mit ihren Eltern andere Verletzungen davongetragen, die ihr Bindungsverhalten nachhaltig beeinflussen. Das macht sich dann vor allem in Paarbeziehungen bemerkbar.
Sich selbst eine sichere Basis sein
Sie haben jetzt bereits einiges über Bindung erfahren. Im nächsten Schritt geht es um das Kennenlernen. Sie wundern sich vielleicht: Was soll das denn? Ich kenne mich doch schon gut! Und meine / meinen Partner:in auch. Die meisten Menschen sagen: „Na klar weiß ich, wer ich bin und wie ich ticke. Ich kenne mich bestens mit mir aus“. Das mag auf den ersten Blick gesehen auch stimmen. Aber wir haben alle ein Bild von uns, in dem manche Seiten stärker vertreten sind und andere nicht. Deshalb kann es nicht schaden, auch wenn Sie sich selbst schon gut kennen, auf Entdeckungsreise zu gehen und die Übungen zu machen. Dann können Sie anschießend noch aufmerksamer sein für die vielleicht noch unentdeckten Seiten ihres Partners / Ihrer Partnerin.
Meine Emotionen
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Die eigenen Gefühle zu verstehen, ist nicht immer einfach. In der Theorie wissen Sie sicher, dass die Gedanken und Gefühle frei sind und sich nicht unbedingt im Handeln spiegeln. Die folgende Übung hilft Ihnen anhand von Beispielen,
Ihre verschiedenen Ebenen zu differenzieren.
Schwierige Emotionen
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Verachtung
Habe ich schon einmal erlebt, dass mich jemand verachtet? Wie fühlte es sich für mich an? Wie bin ich damit umgegangen?
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Was würde ich diesem Menschen heute sagen?
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Wann habe ich anderen meine Verachtung gezeigt?
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Wurde mir in meiner aktuellen Liebesbeziehung schon einmal Verachtung entgegengebracht (wenn auch nur in milder Form, z. B. als Spott oder Provokation)? Wie hat es sich für mich angefühlt? Wie habe ich gegenüber meinem / meiner Partner:in darauf reagiert?
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Selbstfürsorge
Sich um sich selbst zu kümmern, fällt manchmal richtig schwer. Viel leichter ist es, für andere zu sorgen und Angehörigen und / oder Freundinnen / Freunden etwas Gutes zu tun. Die Fragen „Was würde mir gut tun?“, „Wie und womit könnte ich gut für mich sorgen?“, lösen manchmal Ratlosigkeit aus.
Diese und ähnliche Fragen beantworten zu können, setzt voraus, sich zu sich selbst hinzuwenden.
Das geht zum Beispiel ganz einfach, ähnlich wie im Märchen Schneewittchen. Statt sich morgens vor dem Spiegel zu fragen, wer die / der Schönste / Klügste / Beste im Land ist, fragen Sie sich: Was tut mir gut?
Sollte Ihnen nicht direkt etwas einfallen, bleiben Sie geduldig. Ziemlich sicher fällt Ihnen noch etwas ein, auch wenn es zunächst vielleicht völlig unrealistisch und unerreichbar klingt.
Schreiben Sie es auf einen Zettel und hängen Sie diesen an den Spiegel oder daneben. Das können Sie eine Woche lang jeden Tag tun. Nach einer Woche werden Sie einige Ideen gesammelt haben. Sind diese noch nicht konkret, nutzen Sie die zweite Woche, um sie konkreter werden zu lassen. Wählen Sie aus Ihrer Sammlung einen Zettel mit einer Idee aus, die Ihnen besonders gut gefällt und fragen sich: Wie könnte der erste kleine Schritt aussehen, um das, was auf dem Zettel steht, in die Tat umzusetzen. Vielleicht denken Sie dabei an das Sprichwort, dass jede Reise von 1000 Meilen mit dem ersten Schritt beginnt. Probieren Sie den Schritt aus. Er darf sich auch beim ersten Mal etwas holprig anfühlen. Hauptsache ist, Sie gehen ihn. Viel Erfolg bei dieser Übung!
Die Bindung an den / die Partner:in stärken
Mit dem Wissen um Bindungen im Allgemeinen und den Erkenntnissen über sich selbst, kommen Sie zum dritten Schritt und können Ihre / Ihren Partner:in besser in den Blick nehmen.
Die andere / den anderen besser kennen lernen
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Wie gut kennen Sie sich als Paar?
Ist Ihr / Ihre Partner:in eher wie ein unbeschriebenes Blatt oder eine Landkarte mit vielen weißen, eben unentdeckten Flecken?
Sind Sie an der inneren Welt der / des anderen interessiert und was wissen Sie von seinen / ihren Hoffnungen, Ideen und Gefühlen?
Kennen Sie die Vorlieben und Abneigungen Ihrer Partnerin / Ihres Partners? Ihre / seine Bestrebungen, Hoffnungen und Träume?
Je mehr Sie Ihre / Ihren Partner:in kennelernen, desto mehr schaffen Sie eine Basis für Freundschaft und desto eher entsteht ein Gefühl der Verbindung.
Wenn diese Ebene nicht funktioniert, fühlen Sie sich von Ihrer Partnerin / Ihrem Partner distanziert und nicht umsorgt. Der / die andere kommt Ihnen wie ein großer / eine große Unbekannte vor. Die emotionale Distanz erzeugt Gefühle von Entfremdung.
Anerkennung und Wertschätzung
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Wenn Sie sich einander fremd fühlen, eine / einer von Ihnen oder vielleicht sogar Sie beide zuviel Distanz erleben, hängt das oft mit einem Mangel an Wertschätzung und Anerkennung zusammen.
Wenn Sie oder Ihre Partnerin / Ihr Partner sich äußern, dann womöglich eher etwas Kritisches? Lob oder Bestätigung kommen nur noch selten vor? Sie fühlen sich nicht mehr gesehen und anerkannt in Ihrer Partnerschaft? Dann lassen Sie sich auf die folgenden Übungen ein (s. Button oben).
Rituale
Rituale entdecken und / oder erschaffen
Paaren, die sich in Ihrer Beziehung zufrieden fühlen, gelingt es, Werte zu teilen und sich der gemeinsamen Ziele zu vergewissern. Dabei hilft im Alltag zum Beispiel, Rituale zu pflegen.
Erstellen Sie jede:r für sich eine Liste mit den Ritualen, die Sie im Alltag pflegen und die für Sie nach wie vor bedeutsam sind. Manchmal gibt es Rituale, die stattfinden, ohne dass sie noch sinnvoll erscheinen. Sie fühlen sich dann eher hohl oder leer an. Solche Rituale unterstützen die Beziehung nicht. Daher können Sie auch Rituale aussortieren und ad acta legen, wenn Sie keinen Sinn mehr machen.
Wenn Sie Ihre Liste zusammengestellt haben, tauschen Sie sich mit Ihrer / Ihrem Partner:in aus. Sollten Sie feststellen, dass Ihnen ein wichtiges Ritual fehlt, dann erschaffen Sie es, z.B. wenn Sie merken, dass Sie eigentlich gerne zusammen beim Essen Zeit genießen, Ihnen aber wenig Zeit für gemeinsame Mahlzeiten in der Woche bleibt, ist es vielleicht sinnvoll, sich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort in Ihrem Zuhause oder an einem Ort, den Sie beide mögen, zu einem Snack zu treffen und sich 20 Minuten Zeit zu nehmen, sich etwas Positives zu erzählen, was Sie bis dahin während Ihres Tages erlebt haben. Sie können sich auch gegenseitig sagen, wie schön es ist, dass sich der / die andere Zeit nimmt für dieses kurze Rendezvous.